Am 7. August 2025 starb James Arthur „Jim“ Lovell, Jr. Ein Idol, ein Held meiner Kindheit.
Als ich diese Nachricht las, kamen unendlich viele Erinnerungen zurück. Erinnerungen an eine Zeit, in der man mitten in der Nacht von seinem Vater geweckt wurde, um aufmerksam und neugierig krisselige, undeutliche schwarz-weiß-Bilder im TV zu bestaunen, deren englische Kommentare man nicht verstand.
So saß ich auch am 20. Juli 1969 vor dem Fernseher und beobachtete Neil Armstrong's erste Schritte auf dem Mond, während mein Bruder mir anhand eines selbst gebauten Modells alle technischen Schritte zu erklären versuchte.
Auch wenn ich damals nur einen Bruchteil verstand, so brannten sich die Bilder in mein Gedächtnis.
Die Nachricht vom Tode Jim Lovell's machte mich traurig. Nicht wegen seines Todes an sich. Mit 97 Jahren hatte er wirklich ein langes Leben. Nein, es ist mehr das Ende einer Epoche, einer Generation. Mein Vater war ein Jahr jünger als Jim Lovell. Also geht es nur um eine Generation vor mir. Und diese Erkenntnis rückt alles deutlich näher.
In einer Zeit, in der ein Computer nicht in ein normales Zimmer passte, es noch keine Handys gab und man noch mit dem Rechenschieber hochkomplexe Formeln berechnete, arbeitete sich Jim Lovell bei der NASA stetig hoch. Er nahm, wie andere Astronauten dieser Zeit auch, Gefahren auf sich, die man sich kaum vorstellen kann.
An Weihnachten 1968 flog Lovell mit Borman und Anders das erste mal zum Mond. Er gehörte zu den ersten Menschen, die die Rückseite des Mondes und einen Erdaufgang sahen. Diese Apollo 8 Mission war eine wichtige Vorbereitung für die geplante Mondlandung. Es war auch der erste bemannte Start der Saturn V Rakete.
Lovell war auch Ersatzkommandant der Apollo 11 Mission. Wäre Neil Armstrong ausgefallen, hätte Lovell die Chance gehabt, als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond zu setzen.
Lovell wurde am 6. August 1969 als Kommandant von Apollo 13 nominiert. Er war somit vorgesehen, als fünfter Mensch den Mond zu betreten. Mit dem Flug von Apollo 13 wurde Lovell auch der erste Mensch, der vier Raumflüge absolvierte.
Der Start der Apollo 13 war am 11. April 1970. Wegen einer Explosion an Bord konnten Fred Haise, Jack Swigert und Jim Lovell nicht auf dem Mond landen. Sie umrundeten ihn und kehrten nur mit viel Glück und einer außergewöhnlichen und grandiosen Gemeinschaftsleistung zwischen Mission Control und Raumkapsel zur Erde zurück. Der allseits bekannte Spruch „Failure is not an Option“ ist damals entstanden.
Apollo 13 war kaum mehr in den Medien vertreten. Für die Mehrheit war die Raumfahrt zur Routine geworden. Apollo 13 bewies auf tragische Weise das Gegenteil. Erst als die Mission zu scheitern schien, konnte man davon in den Nachrichten hören. Und obwohl ich noch ein Kind war, hatte ich tatsächlich Angst um diese Männer. Erst, als sie lächelnd auf dem Flugzeugträger zu sehen waren, ging es mir wieder gut.
Nun, in Zeiten der künstlichen Intelligenz und der Touristen-Raumfahrt durch Tech-Milliardäre ist mir klar geworden, dass solche Leistungen nie mehr zu erwarten sind. Heutzutage hat jedes Handy vermutlich mehr Rechenleistung, als alle NASA-Computer der damaligen Zeit zusammen. Und gerade deshalb ist die menschliche Zusammenarbeit der damaligen Zeit nicht zu überbieten. Raumfahrt war Wissenschaft und Handwerk zusammen!
Wen die Geschichte der Apollo 13 interessiert, sollte unbedingt den gleichnamigen Film mit Tom Hanks anschauen. Er ist anhand des Buches von Jim Lovell entstanden und somit sehr realistisch und spannend.
Noch eine kleine Geschichte zum Schluss: Vor kurzem fragte mich eine junge Kollegin, ob es wirklich sein könnte, dass ich zur Zeit der Mondlandung schon lebte.
Tja, es ist tatsächlich möglich! Und mit Verlaub, ich bin so froh, diese Zeit erlebt zu haben.