Mit kaum einer anderen Rockgruppe verbinde ich mehr Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend, als mit Uriah Heep.
Ich glaube, ich war so um die acht Jahre alt, als mein großer Bruder das Album Salisbury nachhause brachte. Und im Laufe der Zeit kamen noch viele Alben dazu. Als Teenager begleitete mich die Musik auf Schuldiscos, ersten Schäferstündchen und auch gegen Schulfrust ließ ich gerne die Bässe vibrieren.
Und ja, meine erste und auch letzte Erfahrung mit sogenannten harten Drogen machte ich auf einem UH-Konzert im zarten Alter von 15. Eigentlich war UH irgendwie immer dabei.

Und so freute ich mich wie ein kleines Kind, als ich von der „50th Anniversary Tour 2022“ erfuhr. Sofort kaufte ich Tickets für ihr Konzert am 7. Dezember 2022 in der Liederhalle in Stuttgart.
Und dann war es endlich so weit. Schon auf der Fahrt mit der U-Bahn zum Veranstaltungsort erkannte man die Konzertbesucher. Um die 60 Jahre oder darüber, meist lange, weiße Haare und Lederjacke.
Ich fühlte mich sehr wohl bei diesem Publikum, auch wenn ich selbst leider kaum mehr Haare habe. Ein paar jüngere Fans gab es auch, aber die waren deutlich in der Unterzahl.

Pünktlich um 20 Uhr ging es dann los. Anfangs wurden Glückwunsch-Videos von alten Weggefährten und Musikern auf eine Leinwand projiziert. Darunter echte Größen der Branche. Es war sehr interessant.
Dann kam die Band in der aktuellen Besetzung. Mick Box (Gitarre, Gesang) als einziges verbliebenes Gründungsmitglied. Bernie Shaw (seit 1986 - Gesang), Davey Rimmer (seit 2013 - Bass), Russell Gilbrook (seit 2007 – Schlagzeug, Gesang), Phil Lanzon (seit 1986 – Keyboard, Gesang).
Alle fünf setzten sich auf Stühle vor der Leinwand und brachten im ersten Teil sehr melodische Akustikversionen alter Songs und Mick Box erzählte ab und zu Geschichten zu deren Entstehung.
Die Bühnenshow war extrem einfach gehalten, was aber keinesfalls störte. Die Stimmung war perfekt!
Nach einer Stunde gab es eine Pause, bevor dann alte Bilder und Videos auf die Leinwand projiziert wurden. Dann fiel die Leinwand und die Band rockte augenblicklich auf ganzer Bühne richtig ab! Nichts mehr mit Sitzen und Akustikgitarre. Es ging ab wie in alten Zeiten. Es war toll, wie das Publikum mit einbezogen wurde und immer wieder kleine Stories erzählt wurden.
Der Boden des Hegel-Saals vibrierte im Takt der Bässe und fast alle standen, tanzten und sangen eifrig mit. Die Saalordner gaben es bald auf, die Menschen aus den Gängen zu schicken.
Die Musik war gut durchmischt. Alte, gängige Klassiker und harte Rock-Melodien wechselten sich ab. Natürlich durften auch Hits wie „July Morning“ und „Lady in Black“ nicht fehlen. Und das war gut so!
Sie nahmen sich die Zeit für einzelne Soli und holten alles aus den Instrumenten heraus. So, wie man es in den 70ern erleben konnte.

UH war, vor allem in ihrer Anfangszeit, keine wirklich feste Gruppierung. Krankheiten, Unfälle und Drogen machten viele Wechsel notwendig. Umso beeindruckender ist daher die relative Kontinuität seit 1986. [Besetzungen]
Klar, die Musik klingt anders, als die eingespielten Album-Songs der frühen Jahre. Oft spielten im Studio andere Musiker mit. Z. B. wurde der Synthesizer im Song „July Morning“ von Manfred Mann gespielt und das Album „Look at Yourself“ wurde im Titelstück durch Musiker der Gruppe Osibisa ergänzt. Um nur einige Beispiele zu nennen.
Ich persönlich verbinde mit UH sehr die Stimme von Ken Hensley. Dieser trat allerdings schon 1980 aus und starb 2020.
Aber egal! Auch die alten Songs wurden perfekt inszeniert und auf die Bühne gebracht. Hut ab!

Alle Bandmitglieder wirkten unglaublich nahbar. Ich hätte mir vorstellen können, mit allen in einem Pub zu sitzen und ein paar Bierchen zu trinken.


Live Kouvola 2.7.2022 Finland

Kurz vor 23 Uhr war das Konzert dann beendet. Alle verbeugten sich vor dem Publikum in guter Theatermanier.
Vielleicht habe ich in diesem Leben noch einmal die Chance sie ein weiteres Mal auf der Bühne erleben zu dürfen.

Es war ein grandioses Konzert, ein gelungener Abend und es weckte bei mir Erinnerungen an die gute alte Zeit in der einem alles noch irgendwie in Ordnung erschien.
Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt! Danke, Uriah Heep! Auf dass ihr noch lange weiterrockt!

Sweet Lorraine, let the party carry on…!

Wir konnten den Abend nicht einfach so beenden. Deshalb gingen wir noch in eine Bar, tranken Margaritas und redeten noch bis spät in die Nacht über alte Zeiten. Ein perfekter Ausklang!



Ach ja, eines wollte ich noch erwähnen. Es war das erste Mal, dass die Schlange vor der Herrentoilette deutlich länger war, als bei der Frauentoilette. Einige Frauen machten sich darüber lustig und meinten, es seien eben altersmäßig sehr viele Prostatiker anwesend, weshalb die Wartezeit sich deutlich verlängern würde.
Und mit Verlaub, vermutlich hatten sie recht!





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