Wenn man in einer Großstadt lebt, versucht man kulturell vieles mitzunehmen. Denn das kulturelle Leben ist ein Vorteil der Großstadt. Und so viele Vorteile gibt es nicht.
Und so gehe ich eigentlich in jedes Musical, das sich nach Stuttgart verirrt. Und obwohl Stage hier zwei Theater besitzt, wechseln die Stücke trotzdem selten. Und so manche, die ich gerne sehen würde, kommen nie nach Stuttgart oder sie sind sehr schnell wieder abgesetzt. So, wie damals „Chicago“. Es war offensichtlich zu erotisch und zu wenig kindgerecht für das Süddeutsche Publikum. Stattdessen kommt ein Disney-Musical nach dem anderen. Und eigentlich ist das nicht so mein Ding.
Trotz Disney und langsam fast unverschämten Preisen entschloss ich mich trotzdem dazu, „Die Eiskönigin“ zu sehen.
Und so saß ich am 16. Januar 2025 mit einem leicht zweifelnden Blick in der Straßenbahn Richtung Apollo Theater. Irgendwie freute ich mich schon auf den Abend, aber ich hatte auch Bedenken.
Dort angekommen überwog dann aber die Vorfreude.
Entsetzt nahm ich zur Kenntnis, dass dort wo einst freundliches Personal in feierlichen Uniformen die Karten kontrollierten, nun ein Automat steht. Ein Feeling wie in der S-Bahn. Schade, dass alles immer gewöhnlicher wird und sorry, Stage, bei euren Preisen wäre das wirklich nicht nötig.
Die Plätze, erste Reihe des ersten Ranges waren großartig! Super Blick und recht bequem. Es war auch sehr positiv, dass die anwesenden Kinder diesmal wohlerzogen und ruhig waren. Und trotzdem war das Strahlen in so manchen Kinderaugen deutlich zu erkennen. Viele Erwachsenen verzichteten darauf, ständig auf ihrem Popcorn herum zu kauen.
Es sei auch noch erwähnt, dass ich die Geschichte der Prinzessin Elsa und ihrer Schwester Anna nicht kannte. Den Disney-Film hatte ich noch nie gesehen.
Doch kaum begann das Musical, zog es mich in seinen Bann! Die teils traurige, teils humorvolle Story, das unbeschreibliche Bühnenbild, der offensichtliche Spaß der unglaublichen Darstellerinnen und Darsteller und die professionelle Inszenierung ließen für mich die zwei Stunden wie im Fluge vergehen.
Ja, ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass es mich emotional so mitzieht und ich jede Szene mit Begeisterung genießen konnte.
Die Bühnenbilder waren so perfekt, dass man tatsächlich manchmal dachte, man würde einen Film sehen. Die Tanzszenen waren super und passten sich unaufdringlich an die parallelen Hauptszenen an. Die Gesangsstimmen der erwachsenen Elsa und Anna, in diesem Fall die Erstbesetzung, waren grandios und ihr Schauspiel mitreißend.
Und Olaf, der durch Zauberkraft entstandene Schneemann, der Umarmungen liebt, war umwerfend! Wie der Darsteller mit der Puppe agierte und sie so tatsächlich gefühlt zum Leben erweckte, war ganz großes Kino! Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass diese Umsetzung so perfekt sein kann. Er brachte mich mehrfach zum Lachen.
Es war eine großartige Aufführung, an die ich noch oft und lange denken werde. Es hat sich mehr als gelohnt, dass ich nicht auf meine inneren Zweifel gehört habe.
Ich kann einen Besuch in „Die Eiskönigin“ wirklich empfehlen! Geht hin und lasst euch verzaubern!
Ach ja, einen negativen Punkt möchte ich noch anführen. Die Damentoiletten im Apollo-Theater sind offensichtlich nicht ausreichend. Die Schlangen in der Pause waren so groß, dass manche ihre gesamte Pause darin verbrachten. Das könnte man vielleicht einmal ändern.
Bei den Herren dagegen lief alles ohne Rückstau!